VERDAMMT UND ENTRECHTET


Lotte Strub-Rayß (1912 – 2008) schrieb im Alter von 86 Jahren die aufregende Geschichte ihres Lebens auf. Geboren in Kaiserslautern, wuchs sie in einer bürgerlichen schwäbischen Familie in Stuttgart auf, studierte Kunst an der Kunstgewerbeschule. 1928 lernte sie den Arzt und Dramatiker Friedrich Wolf kennen und erlebte die ganz große Liebe.

Früh wandte sie sich der linken Bewegung zu und leistete Widerstand gegen das erstarkende NS-Regime. 1933 musste sie Deutschland verlassen. Erfolglos bemühte sie sich um Asyl in Frankreich und der Schweiz. Im Februar 1934 kommt in Zürich ihre mit Friedrich Wolf gemeinsame Tochter Lena zur Welt. Bevor die Schweiz sie an Deutschland ausliefern konnte, gelang ihr die Flucht über Prag nach Moskau. 

In der Sowjetunion studiert sie Pädagogik in Engels, der Hauptstadt Wolgadeutschen Republik. Sie heiratet den Journalisten Lorenz Lochthofen, mit dem sie eine gemeinsame Tochter Larissa hatte. Im Februar 1938 wird sie Opfer Stalinscher Säuberung. Sie wird verhaftet, kommt ins Arbeitslager und anschließend in die Verbannung nach Kasachstan. Erst im Oktober 1954 kann sie nach Deutschland, in die DDR, zurückkehren. 

Diese Autobiographie kann als bemerkenswerter Beitrag zur Dokumentation der Endzeit der Weimarer Republik angesehen werden, als eine erschütternde Aufklärungsschrift zum GULAG und zur Verbannungspraxis in der Sowjetunion. Es ist ein wichtiger Beitrag zur weiteren Klärung des Schicksals deutscher Politemigranten der 30er bis 50er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Herausgeber Konrad Rayß wurde 1946 im GULAG in Kasachstan geboren. In der DDR absolvierte er eine Lehre als Maschinenbauer und studierte Ökonomie in Sofia. Bis 1989 war er im Außenhandel der DDR tätig. 

Dr. habil. Horst Groschopp, Zwickau, geboren 1949, schrieb das Nachwort. Er ist Kulturwissenschaftler und Autor zahlreicher Bücher über historische Arbeiterkultur, Freidenkerbewegung, DDR-Kulturhistorie, Theorie und Geschichte des Humanismus sowie biographische Arbeiten zu Fritz Kummer, Otto Rühle, Alfred Kurella, Max Hoelz, Rudolph Penzig, Adolph Hoffmann und andere. (www.horst-groschopp.de)